Spiekermann - Klimawende durch Netz von Mobilstationen?

Klimawende durch Netz von Mobilstationen?

„Ich und mein Auto“: Mit dem Rad zur Haltestelle, mit dem Bus zum Bahnhof, vom Bahnhof mit dem Leihfahrrad zum Ziel und weil es spät wird mit einem Carsharing Fahrzeug nach Hause? Was sich umständlich anhört, selbst für nicht eingefleischte Autofahrer, soll im VRR Gebiet verbundweit so einfach und angenehm werden, dass es funktioniert. Die Studie „Mobilstationen im VRR“ stellt zusammen, wie das gelingen kann.

ÖPNV statt Individualverkehr: Mit Verboten oder Appellen ist es nicht getan!

Der Bus ist immer zu spät, die Anschlüsse passen nicht, ich muss noch zur Paketstation, … Gründe gibt es viele, doch das eigene Auto zu nutzen. Corona ist ebenfalls ein nachvollziehbarer Grund, die Klimawende außenvor zu lassen und ohne viel Planung und Aufwand ans Ziel zu kommen.

Wenn jemand auch längere Wege mit dem ÖPNV zurücklegen soll, brauchen die Anbieter neben einem guten Marketing, vor allem ein bedarfsgerechtes Angebot, das die individuellen Bedürfnisse auch über den reinen Transport von A nach B hinaus, in den Mittelpunkt stellt.

Ein Multihub als Dreh- und Angelpunkt

Mobilstationen bieten an zentralen Verkehrsknotenpunkten eine Kombination unterschiedlicher Verkehrsmittel und damit eine flexible, multimodale und zeitgemäße Mobilität für jedermann. Mobilstationen verbinden außerdem verschiedene Services zentral an einem Ort: Paketstationen, Nahversorgung, Ladestationen für E-Bikes – alles schnell erreichbar. Der Umstieg von einem Verkehrsmittel auf das andere ist so einfacher möglich und immer auftretende Wartezeiten können sinnvoll genutzt werden.

Weitergedacht, könnten Mobilstationen sogar zu einem Treffpunkt im öffentlichen Raum werden und damit das ganze Quartier aufwerten. Synergien und Interaktion zwischen den einzelnen Mobilstation können allerdings nur entstehen, wenn sie Teil eines gut aufeinander abgestimmten Netzes sind.

Steckbrief identifiziert Potential als Mobilstation – mindestens einer pro Kommune

Das sieben-köpfige Team der Konzeptionellen Verkehrsberatung der Spiekermann GmbH identifizierte in Abstimmung mit dem Auftraggeber VRR, den Kommunen und den örtlichen Verkehrsunternehmen die Standorte im Verbund, an denen Mobilstationen mit wenig Aufwand realisierbar wären. Jede Kommune im Verkehrsverbund wurde in die Standortplanung mit einbezogen.

Nicht nur der klassische Umstieg vom Zug in eine Bus- oder Straßenbahnlinie im Hinblick auf die Fahrgastnachfrage wurde berücksichtigt, sondern auch das Leihfahrrad, das Carsharing-Angebot, Park+Ride- bzw. Bike+Ride-Angebote sowie Anschlussmöglichkeiten an Radschnellwege.

Zu jedem geeigneten Standort wurde ein Steckbrief erstellt. Fragen wurden unter anderem beantwortet wie: Welche Ausstattung muss ergänzt werden, um aus dem aktuellen Haltepunkt eine Mobilstation machen zu können?

Spiekermann Studie prüfte 630 Haltestellen und Stationen

630 Haltestellen und SPNV-Stationen im gesamten VRR-Raum wurden auf ihr Potenzial für eine Weiterentwicklung zur Mobilstation hin untersucht. Ende August 2020 konnte dem Kunden Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) das Konzept für die verbundweite Einrichtung von Mobilstationen an ÖPNV-Verknüpfungspunkten überreicht werden.

Die Steckbriefe sind im Internet verfügbar

Mehr Informationen finden Sie unter https://www.vrr.de/de/magazin/verbundweites-konzept-fuer-die-errichtung-von-mobilstationen/. Hier kann auch der Abschlussbericht heruntergeladen werden bzw. die Steckbriefe der potenziellen Mobilstationen der 16 kreisfreien Städten und sieben Kreisen eingesehen werden.

Mit dem Gutachten treibt der VRR nun den Ausbau von ÖPNV-Haltepunkten zu Mobilstationen weiter voran. Der Aufbau dieses Mobilstationen-Netzes ist jetzt der nächste Schritt. VRR und das NRW-Verkehrsministerium fördern auch finanziell die Einrichtung der Mobilstationen. Ein schönes Projekt auf dem Weg zu Umstiegen mit Aufenthaltsqualität, der über den Wohlfühlfaktor für viele einen sinnvollen Beitrag zur Klimawende beisteuern kann.