Abbruch der A45-Brücke in Sechshelden – spektakulärer Ausschub über den Gleisen
Einer der letzten Teile des Südüberbaus der Talbrücke Sechshelden wurde im Mai über einer Strecke der Deutschen Bahn „einfach“ ausgeschoben. Ganz so einfach war es natürlich nicht, immerhin wurden 1.315 Tonnen Stahlbeton bewegt. Oleh Lykhovid, verantwortlicher Bauüberwacher, war mit seinem Team vor Ort und sagt: „Das war für mich auch das erste Mal. Sehr spannend!“
[Fotos: © spiekermann ingenieure]
Begrenzte Nutzungsdauer bis Ende 2027
Aufgrund der bis Ende 2027 begrenzten Restnutzungsdauer ist vorgesehen, die Talbrücke Sechshelden abzubrechen. In einem ersten Schritt wird es einen verbreiterten Ersatzneubau geben. Dafür müssen die Teile der alten Konstruktion – erst der südliche Überbau in Fahrtrichtung Frankfurt/Main und danach der Nordüberbau in Fachrichtung Dortmund – jeweils auf über 900 Metern erstmal Platz machen. Die alte Brücke besteht – wie die neue Konstruktion auch – aus Spannbeton, der jetzt Stück für Stück abgetragen wurde.

Foto: Die Talbrücke zu Beginn der Maßnahme
Komplexe Bedingungen auf der Baustelle
Die Baustelle selbst ist von zahlreichen Randbedingungen geprägt – dazu zählen insbesondere die Nähe zu den Oberleitungen der Deutschen Bahn, die in den Sperrstunden geerdet werden müssen. Alle Arbeiten sind in diesen eng getakteten Sperrpausen erfolgt, die jeweils exakt mit allen Beteiligten – Bahn, Baufirmen und Bauüberwachung Bahn – abgestimmt werden müssen.
Hinzu kommt die Sicherstellung des Schutzes der Bahnanlagen insgesamt und die logistische Planung unter beengten Platzverhältnissen. Auch die Abstimmung mit den zuständigen Behörden für Ausnahmegenehmigungen und Lärmschutzmaßnahmen durch die Nähe zum Wohngebiet gehörten zum Projektalltag.

Foto: Auch die Nähe zum Wohngebiet stellt eine Herausforderung dar.
Herausforderungen durch die Kreuzung des Bahnverkehrs
Für unsere Bauüberwacher ist das Projekt schon an normalen Tagen ein technisch und organisatorisch anspruchsvolles Vorhaben. Die Kreuzung mit dem Bahnverkehr und die deshalb notwendigen Sperrpausen sowie ein sehr nah an der Baustelle liegendes Wohngebiet im Ortsteil Sechshelden sind im ganzen Projektverlauf eine Herausforderung.
Aktuell lag die Besonderheit für unser Projektteam Baumanagement Bahn im Rückbau des südlichen Überbaus, der über mehrere Gleise der Deutschen Bahn führte. Der gesamte Ablauf des Abbruchs musste unbedingt so geplant werden, dass der Bahnverkehr möglichst wenig beeinträchtigt wurde. Die Gründungen der Hilfsfundamente sowie die Stellung der Abbruchtürme wurden unter vollem Bahnbetrieb – mit strenger Einhaltung der Sicherungsmaßnahmen – umgesetzt.
Highlight: Ausschub des Hauptteils direkt über den Gleisen
Damit zum Ausschub alles wie geplant funktioniert, waren präzise Vorbereitungen notwendig. Zunächst wurde der Brückenträger in einem aufwendigen Trennschnitt über etwa zwölf Stunden und in einer Höhe von ca. 15 Metern vorbereitet.

Foto: „Dass so viel Spannung während des Sägeschnitts auf der Fahrbahn des Südüberbaus liegt – damit hat die bauausführende Firma auch nicht gerechnet,“ kommentierte Lykhovid das feststeckende Sägeblatt. Es läuft also trotz sehr guter Vorbereitung nicht immer alles glatt.
Ob Montage der Pressen an temporären Abbruchtürmen unterlaufendem Bahnbetrieb (feldseitig) oder das exakte Ausrichten der Konstruktion: Alle Arbeiten über den Schienen fanden während insgesamt nur vier Sperrpausen statt, darunter zwei durchgehende Sperrung von 24 Stunden, in der die Hauptarbeiten – Trennschnitt von Fahrbahn und Überbau – durchgeführt wurden.
Anschließend wurde das Brückenteil mit einem Gewicht von über 1.300 Tonnen mittels hydraulischer Pressen aus dem Brückenverbund gelöst und in einer mehrstündigen Aktion aus dem Bereich der Bahntrasse herausgeschoben.
Schon die Anzahl der gemachten Fotos zeigen, wie spannend selbst unsere erfahrenen Bauüberwacher die Aktion fanden – hier eine sehr kleine Auswahl:




Fotos: © spiekermann ingenieure | Um 4:07 Uhr konnte die Strecke wieder freigegeben werden.
Zeitplan trotz Verschiebung der Sperrpausen eingehalten
„Wir bekamen am Vorabend des Ausschubs – also extrem kurzfristig – die lange genehmigte Hauptsperrpause wieder abgenommen, weil woanders eine Strecke gesperrt werden musste und der Bahnverkehr auf unsere Strecke umgeleitet wurde. Da muss man als Bauüberwacher auch schon mal den Rechner wieder anmachen. Wir konnten aber mit ein paar Telefonaten und guten Argumenten erreichen, dass sie nur um vier Stunden nach hinten verschoben wurde. Und auch wenn wir zu den geplanten 24 Stunden eine halbe Stunde Verlängerung anfragen mussten, konnten wir mit sieben Minuten plus unseren Zeitplan ziemlich gut einhalten,“ berichtet Lykhovid von dem Erfolg des nächtlichen Projektmeilensteins.
Um 4:07 Uhr – nur sieben Minuten später als geplant – konnte die Strecke dann wieder freigegeben werden.
Wie geht es weiter?
Nach Abschluss des Rückbaus der alten südlichen Brückenelemente wird der südliche Ersatzüberbau errichtet. Dafür wird zunächst ein Traggerüst errichtet, das als Basis für Schalung und Bewehrung dient. Die Arbeiten werden ebenfalls in mehreren kurzen und oft nächtlichen Sperrpausen durchgeführt, um den Bahnverkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Die Betonage und weitere Arbeiten am neuen Überbau finden unter laufendem Bahnbetrieb „auf der Brücke“ statt.
Wir wünschen dem Team weiterhin, dass alles glatt läuft!
Info zu Sperrpausen
Der Bauablauf ist langfristig mit der Deutschen Bahn abgestimmt. Die Sperrpausen werden vom Team Bauüberwachung Bahn mehrere Jahre im Voraus beantragt und im Projektverlauf angepasst, um mit anderen Großprojekten im Bahnnetz kompatibel zu bleiben.
Unsere anderen tollen Projekte und was wir können, beschreiben wir zum Beispiel auch hier Bauoberleitung und örtliche Bauüberwachung und hier Bauüberwachung Bahn. Wenn Ihr Herz für genau solche Themen schlägt: Schauen Sie doch direkt mal bei den Stellenanzeigen vorbei.