21 Nov 2019 Seilbahn als schnelle Lösung?!
Was haben die Städte Wuppertal, Bonn, Nürnberg, Stuttgart, Bochum und Trier gemeinsam? Alle denken über eine Seilbahn als schnelle und leistungsfähige ÖPNV Variante nach. In Trier wird aktuell nach einer schnellen ÖPNV Verbindung zwischen dem Zentrum und der Universität bzw. der Fachhochschule am anderen Moselseite gesucht. Die Herausforderung: große Höhenunterschiede von jeweils ca. 150 Metern und die Moselquerung und bereits massiv überlastete Straßen in der Innenstadt und auf der Moselbrücke. Eine diskutierte Möglichkeit ist die Seilbahn (Anm. bis vor 20 Jahren gab es eine in Trier sog. Kabinenbahn, die wegen zu niedriger Nachfrage eingestellt wurde; der Begriff ist also neg. belegt…). Da Spiekermann bereits für die Städte Wuppertal, Bonn und Nürnberg Machbarkeitsstudien erstellt oder erstellt hat, wurde Christoph von Nell, Geschäftsbereichsleiter Verkehrsberatung bei der Spiekermann GmbH, Trierer und deshalb mit den örtlichen Begebenheiten bestens vertraut, zu seiner Expertenmeinung befragt.
Vorteile beim Budget und Zeit
Der Vorteil von Seilbahnen ist für die Fragestellung in Trier offensichtlich. Es wird kein durchgängiger Fahrweg auf oder in der Erde benötigt, es müssen weder Straßen, Brücken oder Tunnel, sondern nur an einigen Stellen Stützen und Haltestationen gebaut werden – das wiederum schont das Budget und lässt sich selbstverständlich deutlich schneller realisieren! Direkte Steigungen sind kein Problem. Wo Busse gegebenenfalls in Serpentinen viel Fläche für einen Fahrweg benötigen, brauchen Seilbahnen also nicht viel Platz! Auch im Zuge der Diskussion um moderne und umweltschonende (Busse fahren mit Diesel, die Seilbahn wird elektrisch angetrieben und sie verbraucht kaum Fläche) Verkehrssysteme erfahren Seilbahnen, eine neue Perspektive als urbane Verkehrsmittel jenseits der touristischen Anwendungen in den Alpen.
Spiekermann hat seit vielen Jahren die Sanierung von Teilen der Wuppertaler Schwebebahn geplant und begleitet. Dort folgt die Bahn dem Fluss und prägt das Bild und den Puls der Stadt schon seit dem frühen 19. Jahrhundert – die Wuppertaler haben das Quietschen lieb gewonnen. Ein Seilbahnkonzept zur Anbindung der Universität in den Höhenstadtteilen wäre genauso sicher und deutlich leiser, konnte sich allerdings in Wuppertal bei einer Bürgerbefragung nicht durchsetzen. Befürchtungen, dass man mit Einblicken in Gärten und Häuser die Privatsphäre verlieren könnte, ließen sich noch nicht nehmen.
Das komplette Interview mit Christoph von Nell vor allem zur Frage einer Realisierungschance für ein Seilbahnkonzept speziell in Trier ist hier zu finden: www.volksfreund.de